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Wiener Sprachblätter
Als ich mich neulich beim Wort „Gendersprache“ vertippte, schlug mir das Rechtschreibprogramm als Ersatz das Wort „Gaunersprache“ vor. Ich war bass erstaunt, wie treffsicher das Internet doch ist und offen- bar (mit künstlicher Intelligenz?) sofort durchschaut, dass die „Feminisierung“ unserer Sprache den Frauen gar nicht dient, sondern sie im Gegenteil geradezu verhöhnt. Klingt es ja schon undeutsch genug, wenn ab jetzt „gendergerecht“ nur mehr von „Gäst*innen“ die Rede sein darf, so ist es geradezu ärgerlich, dass es konsequenterweise dann auch nur mehr „Bösewicht*innen“ gibt. Also alles was recht ist, so einfach dürfen wir es der männlichen Gendervariante schon nicht ma- chen, dass sie sich aus der Verantwortung stiehlt. Und dass es ab jetzt dann auch nur mehr „Närr*innen“ heißen soll, schlägt dem Fass den Boden aus. Müssen wir uns diese Gaunerei wirklich gefallen lassen? Ich schlage vor: Zurück zum maskulinen Generikum, das als grammatisches Geschlecht weder Gender noch Geschlecht kennt und alle inkludiert. Dann dürfen wir uns nämlich auch weiterhin im Railjet entspannt zurücklehnen und uns über die Begrüßung am Bildschirm „Gäste herzlich willkommen“ freuen. Und was die „Bösewichte“ und „Narren“ anbelangt, so ist hier wohl allen klar, dass darunter nun wirklich nicht mehr nur wir Frauen gemeint sein können ... Leserbrief von Dr. Gertraud Weggemann in „Die Presse“, 27. Jänner 2022 WSB 2022-Mai-B.indd 42WSB 2022-Mai-B.indd 42 06.05.22 20:2906.05.22 20:29
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„Gaunersprache“ statt „Gendersprache“


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